Vor dem Hintergrund des in Mainz ausgerufenen Klimanotstandes müsste ein absoluter Baumschutz in Mainz eigentlich selbstverständlich sein. Leider ist dem nicht so: Immer mehr alte Bäume werden Opfer städtischer Baumaßnahmen. Die Planungen für Schulen, Sporthallen, Radwege und andere Bauvorhaben nehmen wenig Rücksicht auf schützenswerte Baumbestände in der Stadt.
Ein besonders krasses Beispiel dafür ist die Mombacher Lemmchenschule. Dort sollten nach den ersten Planungen alte Bäume gefällt werden. Deshalb haben wir als „Arbeitskreis Umwelt Mombach“ zusammen mit Partnern eine Petition gestartet, die von 2.315 Unterzeichner:innen unterstützt wird.
Allein bei den größeren städtischen Bauvorhaben steht die Fällung von mehr als 200 Bäumen zur Debatte. Ein Großteil davon sind bereits mehr als 50 Jahre alt.
Folgende Maßnahmen sind der Öffentlichkeit neben der Mombacher Lemmchenschule bekannt:
- Mombacher Straße: Fällung von 27 der aktuell 54 Altbäume geplant.
- Peter-Härtling-Schule, Finthen: Fällung von mehr als 30 z.T. über 50 Jahre alten Bäumen geplant. 14 Bäume wurden bereits gefällt.
- Sanierung Hechtsheimer Straße: Fällung von 25 Bäumen geplant.
Doch die Liste weiterer Baumaßnahmen ist wesentlich länger und es ist von weiterem Baumverlust auszugehen, denn Informationen darüber werden von der Verwaltung nicht transparent und übersichtlich kommuniziert. Eine vollständige und transparent für alle einsehbare Liste aller geplanten Fällungen von Stadtbäumen gibt es derzeit leider nicht.
Aufstand für die Bäume
So sollte es aus Sicht unseres Arbeitskreises nicht weitergehen – weder in Mombach noch in der gesamten Stadt. Deswegen hat sich unser Verein mit anderen, ebenso denkenden Gruppen zusammengeschlossen und das „Baumbündnis Mainz“ gegründet. Daran sind folgende Vereine und Initiativen beteiligt:
- Arbeitskreis Umwelt Mombach e.V.
- BI Bessere Schule Finthen
- BI Mombacher Straße
- BUND – Kreisgruppe
- MainzKolibri-Kollektiv
- MainzZero
- NABU Mainz und Umgebung
Die Forderungen des Baumbündnis Mainz
- Für alle laufenden und zukünftigen Bauplanungen der Stadt Mainz, der Eigenbetriebe und der stadtnahen Gesellschaften soll der Erhalt des Baumbestandes oberste Priorität haben und verbindlich vorgegeben werden
- Bei Planung, Ausschreibung und Vergabe ist die Einhaltung dieser Vorgabe zu prüfen und im Stadtrat und den zuständigen Ausschüssen / Ortsbeiräten zu berichten.
- Unvermeidliche Baumfällungen bei Projekten der Stadt, Eigenbetrieben, stadtnahen Gesellschaften sind frühzeitig und umfassend zu kommunizieren. Diese sind als ständiger und eigener Tagesordnungspunkt sowohl dem Ausschuss für Umwelt, Grün und Energie (AUGE) als auch dem Beirat für Naturschutz vorzulegen und zu begründen. Ziel ist, ausreichend Zeit für mögliche Umplanungen zu gewährleisten und eine vollständige und fortlaufende Übersicht der Maßnahmen zu erhalten
Der Ausgleich hilft nicht weiter
Die ökologischen Dienste der Bäume gehen mit ihrer Blattmasse einher. Bis junge Bäume die Leistung eines alten Baumes erbringen können, dauert es mehrere Jahrzehnte. Um einen 50 Jahre alten Baum direkt zu ersetzen, müssten mehrere hundert junge Bäume gepflanzt werden, so die Forschungsergebnisse zur Umweltleistung alter Bäume durch Forstwissenschaftler Prof. Andreas Roloff von der Technischen Universität Dresden. Dies ist im Hinblick auf die dafür nötigen Flächen undenkbar.
Die übliche Ausgleichsregelung zum Ersatz gefällter Bäume ist aus Sicht des Mainzer Bündnisses unzulänglich. Selbst wenn ein alter Baum durch zwei oder sogar mehr junge Bäume ersetzt wird, können Ausgleichspflanzungen mit jungen Bäumen die positive Wirkung des gefällten Baums nicht kompensieren.
„Der Erhalt der Mainzer Bäume muss als vorrangiges Planungsziel in allen kommunalen Bauvorhaben verankert werden“, fordert Uli Walter in seiner Rede bei der Kundgebung und mahnt: „In Zeiten der Klimakrise ist jeder gesunde Baum in Mainz zu schützen. Dazu muss der neu gewählte Stadtrat die städtische Verwaltung verpflichten und dem in Mainz ausgerufenen Klimanotstand Sorge tragen.“
Kundgebung zur Stadtratssitzung – ein Ausrufezeichen
Ein erstes Ausrufezeichen setzte das „Baumbündnis Mainz“ am Tag der konstituierenden Sitzung des neuen Stadtrats am 09.07.24, mit einer Kundgebung vor dem Mainzer Schloss an der gut 90 Menschen teilnahmen .
Während der Kundgebung strebten zahlreiche Stadtratsmitglieder dem Eingang des Kurfürstlichen Schlosses zu, um an der Stadtratssitzung teilzunehmen. Viele blieben stehen, hörten zu, unterhielten sich mit Teilnehmenden an der Kundgebung. Auch Oberbürgermeister Nino Haase nahm sich Zeit und suchte den Dialog mit Kundgebungsteilnehmer:innen.
Das weckt Hoffung, dass die Argumente des Baumbündnisses gehört werden. Ob sie auch befolgt werden, wird sich zeigen.
Baumschutz ist eine wichtige Aufgabe
Ein weiterer Aspekt in Sachen Baumschutz ist bedenkenswert: Bäume sind nicht einfach nur ökologische Dienstleister, die
- CO2 verbrauchen,
- Sauerstoff abgeben,
- Feinstaub aus der Luft filtern,
- Schatten spenden,
sondern sie sind Orte des Lebens. Ein großer Baum bildet ein riesiges System, das bis zu 500 Insekten, Bienen, Hummeln, Käfern, Schmetterlingen, Pilzen, Moosen und anderen Lebewesen Lebensraum schafft.
All das ist Leben, das leben will! (Albert Schweitzer)
Baumschutz braucht langen Atem
Klar ist: es muss und wird weitergehen mit dem Kampf für die Mainzer Bäume. Mit einer einzigen Kundgebung ist es nicht getan.
Bäume in der Stadt sind ein wichtiges Element um dem fortschreitenden Klimawandel etwas entgegen zu setzen. Im Zeichen des Klimanotstandes den der Mainzer Stadtrat ausgerufen hat, wird ein grundlegender Wandel im Umgang mit den Bäumen in Mainz notwendig.
Der Arbeitskreis Umwelt Mombach wird zusammen mit den Partnern im Baumbündnis Mainz weiter auf diese Änderung drängen.
Das Baumbündnis arbeitet gerade an Strukturen um auch weitere Mainzerinnen und Mainzer in seine Arbeit und damit in den Schutz der Mainzer Stadtbäume einzubinden