Die Bocks-Riemenzunge (Himantoglossum hircinum) ist eine von mehreren heimischen Orchideen, die in Mainz und Umgebung anzutreffen ist. Ihren eigentümlichen Namen verdankt sie dem Aussehen ihrer Blüten, die an längliche Zungen erinnern, und dem starken Geruch der Blüten. Diese riechen in der Tat unangenehm nach Ziegenbock. Die Bocks-Riemenzunge bevorzugt Trockenrasen, Magerrasen, Streuobstwiesen und aufgelassene Weinberge. Sie wächst auf offenen Flächen und auch in lichtem Gebüsch auf moosigem Boden und braucht ein mildes Klima ohne späte Fröste.
Diese besonderen Voraussetzungen erfüllen einige Gebiete in Rheinland-Pfalz und Rheinhessen, darunter auch das von uns betreute Mombacher Oberfeld, so dass die Bocks-Riemenzunge dort recht zahlreich anzutreffen ist. Auch im europaweit einzigartigen Mainzer Sand kommt die Pflanze mittlerweile vor.
Bei voll ausgebildetem Blütenstand kann die Bocks-Riemenzunge bis zu einem Meter hoch werden und über 100 einzelne Blüten tragen. Ihre Blätter treibt die Orchidee bereits im Spätsommer und Herbst aus, im Winter ist der Blattaustrieb bereits abgeschlossen. Im darauffolgenden Frühling entwickelt sich dann der Blütenstand mit den zahlreichen einzelnen Blüten, wobei sich die unteren Blüten zuerst öffnen. Eine Pflanze blüht in der Regel vier bis fünf Jahre in Folge, bevor sie sich verausgabt hat und abstirbt.
Für die Verbreitung und Erhaltung der Bocksriemenzunge ist es wichtig, dass die Flächen nicht gemäht werden, bevor sich Anfang August die Samen ausbilden können. Wir kümmern uns um die Pflege vieler dieser Flächen.
Wie bei allen heimischen Orchideen ist ein Ausgraben der Pflanzen nicht nur streng verboten, sondern auch völlig sinnlos. Die Pflanze wächst nur in Verbindung mit einem speziellen Bodenpilz, den sie ausschließlich am Standort in der Natur vorfindet, weswegen sie nicht verpflanzt werden kann.
Die Bocksriemenzunge ist geschützt, profitiert aber seit einigen Jahren von der globalen Erwärmung, wodurch sie sich immer weiter nach Norden ausbreitet.
