Mauersegler

Faszination Mauersegler – Akrobaten der Lüfte

Mauersegler beim Flug entlang der Nester der Kolonie – Bild: Jan Fuchs

Das Leben der Mauersegler spielt sich im Wesentlichen in der Luft und damit im Flug ab. Sie sind nicht nur schnelle, elegante Flieger, die wir beobachten können wenn sie bei ihren Verfolgungsjagden um unsere Häuser hasten. Auch die Paarung und der Schlaf finden oft im Flug statt. So steigen die Mauersegler zum Schlafen in warme Luftschichten in Höhen auf (in Schweden wurden bis 3600 Meter gemessen). Dort schlafen sie in einer Art Gleitflug, der immer wieder von kurzen wenige Sekunden dauernden Phasen des Flügelschlages unterbrochen wird. 

Mauersegler am Nest in Mainz-Mombach Bild: Jürgen Weidmann

Sie suchen ihre Nahrung und ihr Nistmaterial im Flug, sie trinken im Gleitflug über einer Wasserfläche. 

Steigen die Mauersegler am Tage in große Höhen auf, so können sie riesige Gebiete überschauen. Bei guter Sicht (Sichtweite von 70%) können sie aus 3000 m ca. 74.000 km² und damit mehr als die Fläche des Bundeslandes Bayern (ca. 70.546 km²) überblicken. Aus 900 m Höhe sind dies immer noch 25.000 km², das entspricht in etwa der Fläche Hessens (ca. 21.112 km²).

Mauersegler legen große Strecken sehr schnell zurück. Bei verschieden Experimenten wurden einmal 250 km in 4 Stunden und 120 km in 3 Stunden zurück gelegt. Im Rahmen der Balzflüge werden Geschwindigkeiten bis zu 40 m/sec (144 km/h) erreicht. 

Unterarten: Vom Mauersegler existieren zwei Unterarten. Der bei uns vorkommende Apus apus apus und Apus apus pekinensis

Verbreitung: Apus apus apus, die bei uns heimische Unterart besiedelt Nordafrika, Europa und in Asien bis zum Baikal. Apus apus pekinensis lebt im Iran, der ehemaligen Sowjetunion und dem Nordosten Chinas. 

Mauersegler im Flug – gut sichtbar ist die helle Kehle – Bild: Achim Beyer

Bestimmung: Die Mauersegler sind bis auf die helle Kehle gänzlich dunkelbraun. Sie haben sichelförmige Flügel und einen kurzen, gegabelten Schwanz. Männchen und Weibchen sehen identisch aus. Wie Wissenschaftler nachgewiesen haben, sind sie jedoch an der Tonhöhe ihrer Rufe zu unterscheiden. 

Größe und Gewicht: Die Flügel haben eine durchschnittliche Länge von 17 cm. Je nach Wetterlage und damit der Verfügbarkeit von Nahrung wiegen die erwachsenen Mauersegler zwischen 36 Gramm (nach dem Ende einer Schlechtwetterperiode) und mehr als 44 Gramm (nach einer längeren Zeit mit schönem Wetter).

Alter: Die Mauersegler können für Kleinvögel sehr alt werden. Es wurde ein Exemplar nachgewiesen, das 21 Jahre alt wurde. Die Mehrzahl der Vögel die, das erste Lebensjahr überstanden haben werden 6 -10 Jahre alt.

Mausersegler flieg von unten ein Nest an – Bild. Jan Fuchs

Biotop: Die Mauersegler sind im wesentlichen an Städte und größere Dörfer mit Steinbauten gebunden. Es existieren jedoch auch Kolonien, die außerhalb von Siedlungen auf Bäumen brüten. Diese sogenannten „Baumbrüter“ sind in Deutschland jedoch sehr selten.

Ankunft im Frühjahr: Anfang April gibt es in Mitteleuropa die ersten Sichtungen von Mauerseglern, die sich auf dem Zug in die Brutgebiete befinden. In der Rhein-Main Region und damit in Mainz erscheint die Mehrzahl um den ersten Mai. 

Balz:  Kurz nach der Ankunft am Brutplatz beginnt, bei gutem Wetter, die Balz. Im Rahmen von „Verfolgungsflügen“ jagen die Mauersegler „wild“ hintereinander her. Oft wirken solche Balzflüge ansteckend auf die anderen Mitglieder einer Kolonie, sodass dann größere Gruppen durch die Straßenzüge oder um die Häuser jagen. 

Nest und Nestbau: Haben sich die Partner gefunden, so wird ein Nistplatz gesucht und wenn nötig auch erkämpft. Oft werden Sperlinge und Stare aus den Höhlen vertrieben. 

Mauersegler mit Jungen im Nest – Bild: Guido Niers

Der Nestbau beginnt oft schon am Tag nach der Paarbildung. Er endet erst mit dem Beginn der Fütterung der Jungen. Beide Brutpartner sammeln Nistmaterial im Fluge. Vor allem Halme, Blätter, Pflanzenteile, Federn und andere Materialien, die durch die Luft schweben, finden Verwendung. Die gesammelten Stoffe werden meist im hinteren Teil der Nisthöhle zusammengetragen. Dort werden sie mit Speichel überzogen und ein Nest mit einer Mulde in der Mitte gebildet. 

Die meisten Mauersegler-Nester befinden sich in dunklen Höhlen und Nischen an Gebäuden, oft im oder unter dem Dach. Selten werden auch Hohlräume an Brücken und andere Bauwerken genutzt. Einzelne Populationen brüten auch in Spalten und Höhlen von Bäumen. Alle Nisthöhlen sind so gelegen, daß sie gut anzufliegen sind. 

Mauersegler im Flug – Bild: Achim Beyer

Brut: Die meisten Gelege bestehen aus 2 oder 3 Eiern. Nur selten werden 1 oder 4 Eier gelegt. Beide Brutpartner beteiligen sich zu etwa gleichen Teilen an der Brut. Sobald das letzte Ei gelegt ist brüten die Mauersegler den ganzen Tag. Vorher brüten sie hauptsächlich nachts. Die Brut dauert normalerweise 18-20 Tage. Bei schlechtem Wetter kann sie auch wesentlich länger dauern. 

Eier und Eiablage: Die sind weiß und glanzlos. Sie sind elliptisch und ca. 25*16 mm groß. Ihr Gewicht beträgt 3,2 bis 4 Gramm. „Die Eiablage beginnt gewöhnlich etwa 5 Tage nach dem ersten warmen, sonnigen Tag“ (Lack 1956 a,b). Sie findet meist früh morgens statt. Die Eier werden i.d.R. im Abstand von 48 Stunden gelegt. 

Abflug – Bild: Jan Fuchs

Nestlingszeit: Die jungen Mauersegler bleiben nach dem Schlüpfen noch ca. 40 Tage im Nest. Da ihr Wachstum jedoch stark von der Witterung abhängig ist, ergeben sich Werte zwischen 37 und 56 Tagen.

Kurz nach dem Schlüpfen werden die Jungen von den Altvögeln bereits gefüttert. Die Altvögel schaffen die Nahrung im Kehlsack als haselnussgroßen Futterballen heran. Für ganz junge Nestlinge werden die Futterballen aufgeteilt. Je nach Wetter und Anzahl der Jungvögel wird zwischen 0 und 38 mal am Tage gefüttert. Sobald ein Altvogel das Einflugloch der Nisthöhle erreicht Betteln ihn die Jungen an. 

Mauersegler am Nest – Bild: Jürgen Weidmann

Nach 2 bis 3 Wochen bewegen sich die Jungen in der Bruthöhle herum und erproben ihre Flügel. 

Die jungen Mauersegler verlassen das Nest und kehren nicht mehr dorthin zurück. Sie verlassen das Nest ca. 1 Stunden nach Sonnenuntergang, vermutlich um der Gefahr durch Greifvögel zu entgegen. Wie Erich Kaiser bewiesen hat, übernachten Sie bereits in dieser ersten Nacht im Flug.

Mauersegler – Bild: Anja Hoffmann

Kältestarre/Torpor: Bei schlechter das heißt feuchter und kalter Witterung und dadurch bedingtem Nahrungsmangel können die Jungen in eine Kältestarre (auch Torpor genannt) verfallen. Bei diesem Hungerschlaf zehren sie ihre Fettreserven und teilweise sogar einen Teil des Körpergewebes auf. Um Energie zu sparen, wird besonders nachts die Körpertemperatur stark abgesenkt und die Atmung um 50 bis 90% verringert. Ältere Junge können auf diese Art 1 bis 2 Wochen überleben, jedoch nur wenn ihre Körpertemperatur nicht unter 20°C sinkt. 

Herbstzug: Ende Juli/Anfang August und damit kurze Zeit nach dem Ausfliegen der Jungen erfolgt der Wegzug aus dem Brutgebiet. Die Zugwege der mittel- und westeuropäischen Populationen gehen über Portugal, Spanien und Nordwestafrika. Dort folgen viele Mauersegler der afrikanischen Atlantikküste, aber sie überqueren teilweise auch die Sahara. 

Flugspiele – Bild: Jan Fuchs

Überwinterung: Die Mauersegler überwintern in Afrika südlich der Sahara. Sie befinden sich im Winterquartier soweit bekannt ständig in der Luft und durchstreifen große Räume auf der Suche nach Nahrung. Biotope im Winterquartier sind Regenwälder, Savannen und Steppen

Nach einer Hypothese des Kronberger Ornithologen Erich Kaiser ist die Fähigkeit im Flug zu Schlafen in diesem Zusammenhang zu sehen. Während alle anderen Seglerarten in Afrika an Schlafplätze gebunden sind, benötigen die Mauersegler solche Plätze nicht. Sie können deshalb immer den Regenzeiten folgen. 

Die Regenzeiten wandern mit dem höchsten Sonnenstand innerhalb Afrikas von Region zu Region, man nennt dies auch die Innertropische Konvergenzzone. Große Gebiete wie die Steppen und Savannen bieten nur zur Regenzeit ein großes Angebot an Insekten. Dort gibt es jedoch nur sehr wenige Schlaf- und Nistplätze für die afrikanischen Segler, die zudem zu dieser Zeit brüten. Durch ihre Fähigkeit im Flug zu schlafen können sich die Mauersegler große Nahrungsquellen erschließen, ohne in Konkurrenz zu anderen Seglern zu geraten. 

Zyklonaler Wetterflug: Beachtliche Leistungen erbringen die Mauersegler im Rahmen sogenannter zyklonaler Wetterflüge. Beim Aufkommen von Schlechtwetterfronten ziehen viele der Mauersegler vor diesen Wetterfronten her: Sie starten in vielen Fällen bereits wenn die Regengebiete noch  500- 600 km entfernt sind. In Trupps ziehen sie vor dem Regen her in Gebiete in denen sie noch genug Nahrung finden. Später ziehen die Mauersegler auch gegen den Wind durch die Regenfront und sind so eine möglichst kurze Zeit den Regenfällen ausgesetzt. Im Rahmen dieser Wetterflüge, an deren Ende die Mauersegler oft wieder zur ursprünglichen Kolonie zurückkehren, legen sie teilweise 1000 – 2000 km zurück. An den Wetterflügen nehmen besonders die einjährigen Vögel und die Nichtbrüter statt. Aber auch die Brutvögel beteiligen sich oft an den Wetterfluchten. Die Jungvögel überdauer die Abwesenheit der Eltern oft im Zustand des Hungerschlafes oder im Torpor.

Nahrung: Zur Nahrung gehören vor allem Blattläuse, Fliegen, Hautflügler und Käfer, selten werden auch Spinnen erbeutet. Die Insekten und Spinnen werden im Flug gefangen. Als Nahrung für die Jungvögel dienen meist kleinere Insekten, während die Altvögel auch größere Beutetiere fressen. 

Mauersegler Bild: Marc Pascual auf Pixabay

Aufzucht junger Mauersegler durch den Menschen: Die Deutsche Gesellschaft für Mauersegler e.V. in Frankfurt hat sich der Pflege und Aufzucht junger Mauersegler verschrieben. Sie sorgt jährlich für die Aufzucht von mehreren Hundert junger Mauersegler die aus dem Nest gefallen sind. Auf ihren Seiten erhalten Sie sehr umfangreiche Informationen zu diesem Thema. 

Handaufgezogener Mausegler – Bild: Monika Merk

Wenn Sie einen verletzten oder aus dem Nest gefallenen Mauersegler finden wenden Sie sich bitte dorthin. Alternativ können Sie auch das Tierheim in Mainz ansprechen.

Glückliches Ende – Auswilderung – Bild: Monika Merk

Ansiedlung: In Berlin hat U. Tigges versucht Mauersegler gezielt in Nisthilfen an einer ungewöhnlichen Stelle anzusiedeln. Er ging von der Idee aus, daß Mauersegler ihre Nistplätze meist finden, indem sie an den Höhlen der anderen Koloniemitglieder entlang fliegen. So stellte er sich die Frage, ob man auf neue Nisthilfen aufmerksam machen kann indem man den Mauerseglern vortäuscht, das an dieser Stelle schon Artgenossen siedeln. Zuerst nahm der Mauerseglerrufe aus einem Nest auf um sie dann in der Nähe der neuen Nisthilfen immer dann abzuspielen, wenn Mauersegler in der Nähe zu sehen waren. Durch mehrere Versuche fand er heraus, daß die Anlockung von Mauerseglern am besten gelingt, wenn die Mauerseglerduette direkt aus den Einfluglöchern abgespielt werden. Durch diese Maßnahmen angelockt, hat ein Mauerseglerpaar einen Brutversuch unternommen.

Vorbeiflug – Bild: Jan Fuchs

Quellen:

Glutz von Blotzheim, U.N. & K.M. Bauer (1985): Handbuch der Vögel Mitteleuropas, Band 9, S. 670 – 713, Wiesbaden

Einhard Bezzel, (1985) Kompendium der Vögel Mitteleuropas, Nonpasseriformes, S. 672 – 676 Wiesbaden

Erich Kaiser, (2003) Faszinierende Forschung an einem „Hausvogel“, Der Falke 50 S. 10 -15, Wiebelsheim

Dr. Günther Michler, Dr. Rheinhard Paesler (1982), Fischer Weltalmanach 1993, S. 294 – 299, Frankfurt

Ulrich Tigges (1995) Kann man Mauersegler gezielt ansiedeln, Der Falke 42, S. 250 – 252, Wiesbaden

Alle anderen zitierten Quellen wurden diesen Werken entnommen.

Weitere Links zum Thema Mauersegler:
Homepage von Klaus Rogel mit Fotodokumentation und vielen Links
http://www.martingrund.de/apus/ https://mauerseglerschutz.wordpress.com/